Geh nach Lofsdalen! Ich weiss, ich mache mich bei meinen Schweizer Tourismusfreunden nicht gerade beliebt, wenn ich dir einen Skiurlaub in Schweden empfehle. Manchmal ist jedoch ein Abstecher in fremde Gefilde gar nicht so schlecht, um die eigenen Errungenschaften wieder mehr zu schätzen.
Mitte Juni durfte ich die Destination Lofsdalen besuchen. Lofsdalen liegt in Jämtland etwa 30 Kilometer von Sveg und der norwegischen Grenze entfernt. Meine drei ersten Gedanken beim Eintreffen in Lofsdalen waren: Das ist in der Pampa. Die haben einen Bauboom. Lebt hier überhaupt jemand? Doch der Reihe nach.
Tatsächlich liegt Lofsdalen ziemlich abgelegen. Man kommt hier nicht zufällig vorbei. Die Anreise erfolgt über Sveg oder Hede, und dann geht es eine halbe Stunde rauf Richtung Berg. Dafür gibt es hier keinen grösseren Durchgangsverkehr und wenn man mal dort ist hat man seine Ruhe.
Nach Lofsdalen muss man hin wollen
Ein weiterer Vorteil von Lofsdalen ist zweifellos, dass man nicht auf die Idee kommt, man könnte irgend eine Party in der Gegend verpassen und so den halben Abend rumfährt, um das Ultimative zu erleben. Ist man da, ist man da, und das ist gut so.
Und so ausgestorben, wie es den Anschein macht, ist Lofsdalen dann doch nicht. Aktuell wohnen hier 170 Menschen und sogar eine eigene Schule wird von zwei Lehrern betrieben. Die Einwohner von Lofsdalen versuchen alles, damit dies auch in Zukunft so bleibt. Damit die Leute in Lofsdalen bleiben, braucht es viele Anstrengungen und Angebote, die auch Arbeitsplätze generieren.
Lofsdalen strebt eine Vorwärts-Strategie an. Zur Zeit wird an allen Ecken und Enden gebaut, in erster Linie Ferienhäuser. Lofsdalen mausert sich nämlich zu einer beliebten Destination. Im letzten Jahr konnten schon 73040 Logiernächte mit steigender Tendenz verzeichnet werden.
Stellt sich also die Frage, was die Vorzüge von Lofsdalen sind. An erster Stelle ist hier das vorzügliche Skigebiet zu nennen, das mehrere Anlagen umfasst und sich geländemässig von den meisten Skidestinationen in Schweden abhebt. Die Pisten sind richtig steil und zum Teil anspruchsvoll. Klar die grossen Anbieter, wie Åre oder Idre, sind grösser und vielleicht auch anspruchsvoller. Dafür wird Lofsdalen privat betrieben und die Besitzer setzen alles daran, dass Lofsdalen wachsen kann und laufend neue Angebote dazukommen.
Das kleine aber feine Skigebiet
Um das etwas zu untermauern hier ein paar Infos zum Skigebiet. Total transportieren dich 9 Lifte in das Schneeparadies, davon zwei 6er Sessellifte. Vom Berg runter kommst du auf 25 unterschiedlichen Pisten. Die steilste Abfahrt hat ein Gefälle von 43 Grad. Das ist saumässig steil. Selbstverständlich gibt es eine Skischule und ein Kinder-Paradies. Wenn du Lust hast, kannst du sogar am Abend auf den Berg, denn die Pisten sind beleuchtet. Für die Wagemutigen wird eine Skicross Strecke präpariert und auch ein Trail mit verschieden Hindernissen ist vorhanden.
Einer der Besitzer der Skilifte, Ola Andersson, erzählte mir viele spannende Dinge, die er für Zukunft geplant hat. „Aktuell sind wir an der Projektierung eines Hotels mit Restaurant. Zudem bauen wir weitere Ferienhäuschen“, sagt Ola. Die Angebote sollen die bereits vorhandenen ergänzen und eine etwas betuchtere Klientel ansprechen. Aber keine Angst, Lofsdalen ist keine Schickimicki-Ortschaft. Sie bietet für jeden etwas. Wann mit dem Bau des Hotels begonnen werden kann ist noch offen, aber so, wie ich Ola kennen gelernt habe, geht das zügig.
Die Skybar, das Wahrzeichen von Lofsdalen
Ola Andersson ist auch der Besitzer der sehr imposanten Skybar. Hoch oben auf dem Berg bei der Endstation der Sesselbahn thront dieses Wahrzeichen. Ola hat extra für mich aufgeschlossen, und die Aussicht war atemberaubend. Nebst der Aussicht ist auch das Innendesign schlicht phänomenal. Egal, ob man am Tisch oder in der gemütlichen Lounge am Cheminée sitzt – einfach grossartig.
Steht man in der Mitte es kreisförmigen Lokals, kann man durch eine Glasscheibe in den Keller sehen. Hier lagern dutzende von Whisky Fässern der Marke Mackmyra. Lofsdalen ist einer der Orte, bei denen man sein privates Fass von Mackmyra lagern kann. Man wählt bei Mackmyra eine Sorte Whisky und ein einsprechendes 30 Liter Fass aus und entscheidet, wo es gelagert werden soll. Hat man dann Lust auf ein Gläschen, geht man dahin und trinkt oder lässt sich eine Flasche abfüllen. Die Details schreibe ich am besten bei Gelegenheit in einem separaten Artikel.
Nebst Skifahren kann man im winterlichen Lofsdalen natürlich noch viel mehr unternehmen. Für Langläufer werden 115 Kilometer Loipe ausgelegt. Da kommt man auch auf den schmalen Latten in der Gegend rum. Wer weniger sportlich aber trotzdem abenteuerlich mag, unternimmt eine Tour auf einem Snowmobil. 150 Kilometer lang sind die markierten Strecken. Und selbstverständlich ist man auch auf den Schneeschuhen ein gern gesehener Gast in Lofsdalen.
Im Sommer mit dem Rad die Piste runter
Jetzt aber genug Winter. Nachdem die Wintersaison in Lofsdalen schon recht gut läuft, möchte die Destination nun vermehrt auch Sommergäste ansprechen. Wenn du generell an Outdooraktivitäten interessiert bist, dann wird du hier viel Freude haben.
Dort wo im Winter die Skifahrer runterbrettern, wird im Sommer eine sehr coole Downhill-Strecke für Mountainbiker betrieben. Da kannst du dich dann wagemutig auf deinem zweirädrigen Freund in die Tiefe stürzen. Wer es weniger gefährlich mag, der fährt mit dem Bike über Stock und Stein. Gerade das Fjäll oder der See von Lofsdalen eignet sich prächtig für eine „Fahrradtour“.
Dass die Wanderer in Lofsdalen in den Höchtstgenuss kommen, dürfte für dich unterdessen logisch sein. Wenn du das Ganze mehr „aufwärts“ möchtest, dann ist die Seite mit dem Skigebiet ideal. Gemütlicher geht es auf der Seeseite. Hier bist du auch herrlich im Wald unterwegs. Aber Vorsicht vor den Bären 😉
Bärenbeobachtung mit „Garantie“
In Lofsdalen hat es Bären. Mehr als einen. Und die kannst du beobachten. Ich habe das gemacht. Grossartig, sage ich dir. Gegen Abend wirst du von Lars Henriksson abgeholt und fährst mit ihm ins Fjäll. Er ist der Profi, wenn es um Bären geht. Nach etwa zwanzig Minuten steht dir ein kurzer Marsch zu einer Hütte mitten im Wald bevor.
Die Hütte ist top modern ausgerüstet, hat eine Küche, ein WC, sechs Schlafplätze und natürlich die Aussichtsfenster, um die Bären zu beobachten. Für Fotografen hat es noch spezielle „Fotolöcher“ damit du da dein Objektiv durchstecken kannst und nicht durch die Fensterscheibe fotografieren musst.
Nun heisst es warten. Es gibt Abende und Nächte, da tauchen keine Bären auf. Aber in der Regel hat man Glück. Lars hilft dem Glück nämlich etwas nach und deponiert hin und wieder Futter für die Bären auf der Lichtung bei der Hütte. Und so schauen die Bären dann auf ihrer Futtersuche gerne an diesem Platz vorbei.
Ich habe den ersten Bären bereits um 20:30 Uhr entdeckt. Plötzlich tauchte er zwischen den Bäume auf und macht sich seelenruhig auf Futtersuche. Die Distanz zum Bären waren ca. 100 bis 120 Meter. Mit meinem 200mm Objektiv konnte ich da nicht ganz nahe ran, aber so für auf die Schnelle war das ganz ok. Gegen 23 Uhr tauchte dann ein weiterer Braunbär auf, und noch etwas später nutzte ein Fuchs die Gunst der Stunde um seinen Hunger zu stillen.
Da ich kurz vor Midsommar in Lofsdalen war, war es praktisch die ganze Nacht hell, so dass man gut ohne Stativ und längerer Belichtung fotografieren konnte. Im Winter geht das dann natürlich nicht. Buchen kann man die Bärenbeobachtung direkt im Tourisoffice oder bei Lofsdalens Bear’s Den.
Ein Strauss voller Outdooraktivitäten
Schweden ist ja auch das Land der Seen, und so hat natürlich auch Lofsdalen herrliches Gewässer direkt vor der Nase. Zeit also einen Fisch zu fangen. Das nötige Angelzeugs und die Angelkarte bekommst du vis a vis vom ICA bei Karins Sportbod. Hier kannst du auch Bikes miete oder Sportsachen kaufen.
Weitere Aktivitäten, die für dich interessant sein könnten sind Kanutouren oder Standup-Paddeling. Infos zu allen Aktivitäten bekommst du im Touristoffice von Lofsdalen.
Kulinarisch begrenzt, aber voll in Ordnung
Womit wir beim Kulinarischen angekommen wären. Das einzige Restaurant, welches das ganze Jahr über offen hat, ist das Trapper. Es ist ziemlich gross und ich habe da eine Pizza probiert, die wirklich gut war. Wenn es sonnig ist, kann man draussen auf der Terrasse sitzen und ich bin sicher, dass hier in der Saison richtig was los ist.
Über Mittag und für eine ausgedehnte Fika lohnt sich der Besuch des Café Gamla Skolan (die alte Schule). Hier gibt es leckeren Salat, Burger und Süsses zum Naschen. Die weiteren Restaurants sind im Fjällhotell oder bei den Unterkünften angesiedelt. Am besten erkundigst du dich jeweils im Touristoffice über die Öffnungszeiten. Die sind wirklich saisonal sehr unterschiedlich.
Da es aber mitten im Dorf einen ICA hat und die meisten Unterkünfte über eine eigene Küche verfügen, kann es durchaus Sinn machen selber zu kochen. Das ist erstens preiswert und du kannst bei schönem Wetter draussen auf deiner Terrasse sitzen und den Abend bei einem leckeren Happen geniessen. Glaub mir, es wird dir an nichts fehlen.
Neu: Bier aus Lofsdalen
Zu guter Letzt sprechen wir noch über Bier. Die Schweden mögen ja Bier sehr. Und so erstaunt es auch nicht, dass Mikrobrauereien wie die Pilze aus dem Boden schiessen. Das ist auch in Lofsdalen nicht anders.
Im Dezember 2016 eröffnete Jens Orsholm seine eigene Brauerei. Begonnen hat er klein, abgefüllt wurde von Hand. Die Nachfrage war aber nach kurzer Zeit derart gross, dass er schon nach einem halben Jahr in eine Abfüllanlage investieren musste. Nun kann er 2500 Flaschen pro Tag abfüllen, was einem Tank Bier entspricht. Das Problem ist jetzt, dass er zu wenig Bier hat. Folglich denkt Jens bereits über die Erweiterung der Brauerei nach.
Auf Voranmeldung kannst du Orsholms Brygghus besichtigen und die Biere degustieren. Du kannst bei Jens Orsholm auch ein Barbecue buchen und einen lustigen Abend verbringen. Kaufen kannst du das Bier leider nicht direkt vor Ort. Du musst es via den Monopolisten Systembolaget bestellen und dir in den ICA vor Ort liefern lassen. Das dauert ca. drei Tage. Ziemlich doof finde ich.
Abschliessend bin ich richtig glücklich, dass ich Lofsdalen besuchen durfte. An dieser Stelle vielen Dank an Lofdalen Tourismus.
Ich kann dir einen Aufenthalt in Lofsdalen wärmstens empfehlen. Mach doch zur Abwechslung mal eine Woche Skiurlaub hier oder verbringe einige entspannte Tage mit Natur, Abenteuer und Nichtstun.
Und hier die wichtigen Kontakte:
Destination Lofsdalen
Olsvensbacken 6
SWE-840 85 Lofsdalen
+46 860 314 50
info@lofsdalen.com
www.lofsdalen.com
Lofsdalens Bear’s Den
Lars Henriksson
+46 761 422 050
lars@fjallripan.net
http://lofsdalenbooking.se/swe/fjaellripan-lodge/karta
Lofsdalen Skybar
Hovärken
SWE-840 85 Lofsdalen
+46 0680 553 13
info@lofsdalenskybar.se
www.lofsdalenskybar.se
Orsholms Brygghus
Jens Orsholm
Lofsdalsvägen 27
SWE-840 35 Lofsdalen
+46 77 333 76 60
jens@orsholmsbrygghus.se
www.orsholmsbrygghus.se
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Hallo, Ich finde den Aufbau der Seite klasse. Macht weiter so.
Vielen Dank liebe Annabelle
Schoene Seite, ich komme mal wieder vorbei.