Die Schweden mögen keine Angeber. Speziell solche, die alles besser wissen. Hintergrund für diese Mentalität ist das „Jantelagen“ oder auf Deutsch das „Jante Gesetz“. Frag nie einen Schweden, ob er super ist in seinem Beruf. Du bekommst als Antwort höchsten: „Ich mache ihn schon sein ein paar Jahren“. Du kannst dann davon ausgehen, dass er gut ist in dem, was er tut.
Etwas Jantelag würde auch uns nicht schaden. Wir kenne sie doch, die Exemplare, welche überall die Experten sind. Sie haben zu allem eine Meinung, haben schon alles erlebt und geben Ratschläge, die gar nicht gefragt sind. Solche Zeitgenossen mögen die Schweden nicht. Sie werden gemieden.
Das Gesetz des Jante, ist zwar kein richtiges Gesetz, sondern eher eine gesellschaftliche Verhaltens-Richtlinie, die sich deutlich durch die schwedische Kultur zieht. Protzen und angeben ist nicht nur nicht erwünscht sondern verpönt. Diese Devise zeigt sich auch im schlichten skandinavischen Design, wo Einfachheit dominiert.
Das sagt Wikipedia zum Jantelagen
Das Gesetz von Jante (dän./norw.: Janteloven, schwed.: Jantelagen) ist ein stehender Begriff, der auf Aksel Sandemoses (1899–1965) Roman Ein Flüchtling kreuzt seine Spur (En flyktning krysser sitt spor, 1933) zurückgeht. Darin beschreibt Sandemose das kleingeistige Milieu einer dänischen Kleinstadt namens Jante und den Anpassungsdruck, welchen Familie und soziales Umfeld auf den heranreifenden Jungen Espen Arnakke ausüben.
Das Gesetz von Jante ist Moses Zehn Geboten nachgebildet; als sarkastische Steigerung es Dekalogs drücken die einzelnen Gebote nur Variationen der immer gleichen Botschaft aus:
- Du sollst nicht glauben, dass du etwas Besonderes bist.
- Du sollst nicht glauben, dass du uns ebenbürtig bist.
- Du sollst nicht glauben, dass du klüger bist als wir.
- Du sollst dir nicht einbilden, dass du besser bist als wir.
- Du sollst nicht glauben, dass du mehr weißt als wir.
- Du sollst nicht glauben, dass du mehr wert bist als wir.
- Du sollst nicht glauben, dass du zu etwas taugst.
- Du sollst nicht über uns lachen.
- Du sollst nicht glauben, dass sich irgendjemand um dich kümmert.
- Du sollst nicht glauben, dass du uns etwas beibringen kannst.
Im Grundsatz heisst es einfach, du bist nicht besser als die Anderen. Im Alltag wird das Jantelagen natürlich nicht immer bewusst angewandt, sondern die Schweden haben das intus.
Zermürbende Diskussionskultur oder Konsensfindung?
Diskussionen werden in Schweden sehr selten laut und einseitig geführt. Man gibt seinem Gegenüber immer die Möglichkeit sich ebenfalls einzubringen. Es wird diskutiert bis zum Konsens und man merkt oft, dass Leute mit ihrer wirklichen Meinung nicht herausrücken. Denn wenn man auf seiner eigenen Meinung beharrt und sie vehement verteidigt, wirkt man nicht nur äusserst unhöflich, sondern bringt seine Gesprächspartner in Bedrängnis. Für Nichtschweden ist es bei solchen Situationen oft zum Verzweifeln, da man das Gefühl hat, nie zu einem Ende zu kommen. Stellt euch mal die Politdiskussionen auf ARD, ZDF, OFR oder SRF in der „Version Jantelag“ vor. Die Sendung würde nach einer Ausstrahlung abgesetzt vor Langeweile.
Mit dem Wissen um das Jantelagen versteht man auch die Überzeugung der Schweden von der sozialen Gleichheit der Menschen. Sieht man, wie die Gleichstellung von Mann und Frau, aber auch von Homosexuellen Menschen beinahe zelebriert wird, dann kann man dem Jantelagen durchaus seine positiven Seiten abgewinnen. Kritiker sagen jedoch, dass dadurch Kreativität und Eigeninitiative unterdrückt werden. Auch ist es schwierig für Subkulturen sich zu behaupten.
Selbstverständlich unterliegt auch das Jantelagen einem Wandel. Durch eine vernetzte und internationale Gesellschaft kommen auch neue Einflüsse und Mentalitäten nach Schweden. In den Grossstädten merkt man dieses „verwässerte“ Jantelagen deutlich. Hier hält sukzessive der europäische „Einheitsbrei“ Einzug. In ländlichen Gebieten ist Jantelagen jedoch immer noch ein bestimmender Teil des Zusammenlebens.
Und bei all der Gleichheit, es gibt Schweden die sagen schlicht: Fuck you, Jantelagen und kaufen einen Porsche. Trotzdem empfehle ich jedem, der nach Schweden fährt, einfach mal die Klappe zu halten, wenn er nicht gefragt wird. Und wer um weitere Fettnäpfchen einen grossen Bogen machen will, dem sei das folgende Buch wärmsten empfohlen.
https://www.conbook-verlag.de/buecher/fettnaepfchenfuehrer-schweden/
Text: Andrea Ullius / Wikipedia
Titelbild: Lena Granefelt/imagebank.sweden.se
P.S. was mir nicht ganz klar ist. Wie sind die richtigen Formulierungen? Wann sagt man Jantelagen und wann Jantelag? Viellicht weiss das ja jemand von euch.
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