Der Elch: König des Waldes

Der grösste Hirsch der Welt

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Was für uns Schweizer der Steinbock, ist für die Schweden der Elch. Er ist der König der Wälder, das grösste Tier in diesem. Im 18. Jahrhundert wäre er beinahe ausgerottet worden. Ich behaupte jetzt einfach, dass es der Traum eines jeden Schwedenreisenden ist, einen Elch in freier Natur zu sehen. Ich habe 9 Jahre warten müssen, bis ich endlich einen Elch in freier Natur gesehen habe. Bis dahin habe ich nur welche in Zoos oder Elchgehegen gesehen. Mein Liebling ist Holger ist und wohnt auf Schloss Östermalma.

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Es ist schon etwas deprimierend. Wenn man über Land fährt, steht alle paar Kilometer ein Warnschild „Vorsicht vor dem Elch“. Und tatsächlich sind 20% aller Autounfälle in Schweden durch Elche verursacht. Es würde mich ja wundern, was da in Bern die Beamten von „Via sicura“ für Panikanfälle bekommen würden. In Schweden setzt man auf Information und die Vernunft der Autofahrer. Trotzdem hat es „ewig“ gedauert, bis ich einen Elch in freier Natur gesehen habe.

Auf schwedischen Strassen wird an vielen Stellen vor Elchen gewarnt. (Foto: Andrea Ullius)
Auf schwedischen Strassen wird an vielen Stellen vor Elchen gewarnt. (Foto: Andrea Ullius)

Gründe für die „Unsichtbarkeit“ der Elche gibt es einige. Primär sind sie sehr scheu und eher nachtaktiv. Zudem haben sie tatsächlich eine sagenhafte Fähigkeit, sich beinahe unsichtbar zu machen. Manch ein Jäger kann da ein Lied davon singen.

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Im hohen Grass oder im Dickicht sind Elche oft nur schwer zu erkennen. (Foto Andrea Ullius)

Elch, der grösste Hirsch der Welt

Der Elch ist die grösste Hirschart der Welt und bringt bis zu 800kg auf die Waage. Die Bullen erreichen eine Schulterhöhe von bis 2.4 Metern und eine Länge von drei Metern. Der Bursche passt also in kein herkömmliches Parkhaus. Das mit dem Parkhaus kommt mir jetzt grad in den Sinn, da ich regelmässig für meinen Camper eine Parkmöglichkeit suchen muss, und Parkhäuser meist auf zwei Meter Höhe beschränkt sind. Zurück zum Elch. Er rennt bis zu 60 Stundenkilometer schnell, kann schwimmen, bis zu einer Minute tauchen und Zäune von über zwei Metern Höhe überspringen. Und noch was: Ein Geweih haben nur die Männchen.

Wer das mit dem Schwimmen und tauchen nicht glaubt, sollte sich jeweils im April die Elchwanderungen anschauen. Das schwedische Fernsehen überträgt dies äusserst langsame Geschichte während Wochen live. „Den stora äögvandringen“ wird mit bis zu 40 ferngesteuerten Kameras live auf der Seite https://www.svtplay.se übertragen.

Eine Stelle bei Kullberg bei der Ortschaft Junsele ist eine der traditionellen Orte, wo die Elche passieren. Grund für diese Elchwanderungen ist die Tatsache, dass es ab Frühjahr im Inland wieder mehr Futter gibt. Elche sind Einzelgänger, aber wenn sie nun an den Flüssen zum Teil darauf warten müssen, bis die Eisverhältnisse eine Überquerung zulassen, treffen sie schon man in Gruppen aufeinander. Es wandern aber nicht alle Elche. Viele bleiben auch ihr ganzes Leben im gleichen Territorium. Man kann schon fast sagen, es gibt Wander-Elche und Stationäre-Elche.

Meine ersten Elche habe ich 2009 im Laganland Älgpark gesehen. (Foto: Andrea Ullius)
Meine ersten Elche habe ich 2009 im Laganland Älgpark gesehen. (Foto: Andrea Ullius)

So viel zu den Fakten. Was also tun, wenn man in der freien Natur keinen Elch entdeckt? Man geht in den Zoo oder in einen Elchpark. Vorteil dieser Einrichtungen ist natürlich, dass man mit Garantie einen Elch sieht. Subjektiver Nachteil ist, dass einige dieser Elchparks zu einem wahren Streichelzoo verkommen sind.

Auf Schloss Östermalma in Sörmland lebt unter anderem Holger, ein stattlicher Bursche. Er ist zwar zahm, hat aber doch noch einen gewissen Respekt von den Besuchern. Er darf auch nicht gefüttert werden und hat ein sehr grosses Gelände, auf dem er sich bewegen und bei Bedarf zurückziehen kann.

Das ist Holger. Er lebt mit seinen Kumpels auf Schloss Östermalma. (Foto: Andrea Ullius)
Das ist Holger. Er lebt mit seinen Kumpels auf Schloss Östermalma. (Foto: Andrea Ullius)

Wenn der Elch zahm ist

Das Gegenteil von Östermalma ist die Dalsland Moose Ranch. Auch hier haben die Tiere viel Platz zur Verfügung und können sich ihr Futter grundsätzlich selber suchen. Allerdings werden sie mehrere Male am Tag an den Futterstellen beim Parkeingang gefüttert. Das können die Zuschauer tun. Und dann bricht die Hektik aus. Alle Besucher wollen einen Elch streicheln, ein Selfie mit Älgert und seiner Familie machen und sie mit Zweigen füttern. Diese Art von Kontakt zu den Elchen finde ich persönlich übertrieben. Wenn dann sogar die Elchkuh mit ihren beiden Kleinen kein Wank macht, wenn die Gäste nach ihren Jungen tatschen, dann ist das für mich zu viel des Guten. Es kann aber auch sein, dass ich das falsch verstanden habe und es mir da einfach zu laut und zu unzivilisiert zu und her ging. Vielleicht kann man ja Elche auch domestizieren, wie die Katzen.

Ein weiterer sehr schöner Elchpark findest du in Kosta in der Nähe der Glashütte (Småland). Grönåsen Älg & Lantdjurspark zeigt neben Elche auch diverse Nutztiere, wie Ziegen und Hühner. Ein Besuch hier lässt sich bestens mit einem Abstecher ins Glasreich verbinden.

Elch in Grönåsen
Elch im Tierpark Grönåsen. (Foto: Andrea Ullius)

Besonders Spektakulär ist Wrågården. Hier kannst du in einem Elch schlafen. Wie das geht? Lies doch einfach meinen Artikel darüber.

Herzig die kleinen Elche. Die Besucher sind total begeistert und füttern sie. (Foto: Andrea Ullius)
Herzig die kleinen Elche. Die Besucher sind total begeistert und füttern sie. (Foto: Andrea Ullius)

Zur Zeit gibt es in Schweden ungefähr 400’000 Elche. Im Herbst ist grosse Jagd, da werden 100’000 davon erlegt. In den Restaurants findet man Elch aber relativ selten auf der Speisekarte. Die Jäger füllen lieber ihre eigene Gefriertruhe. Elch schmeckt übrigens eher nach Rind, denn nach Wild. Elchfleisch kann man teilweise auch im Supermarkt kaufen. Nebst Steaks usw. gibt es auch Elchsalami. Die ist noch ganz lecker. Es gibt sogar Onlineshops, die Elchprodukte verkaufen.

Auch auf Skansen in Stockholm hat es ein grosses Elch-Gehege. (Foto: Andrea Ullius)
Auch auf Skansen in Stockholm hat es ein grosses Elch-Gehege. (Foto: Andrea Ullius)

Tipps für die Elch-Beobachtung

Wie schon erwähnt, habe ich lange Zeit keinen Elch in freier Natur gesehen. Auf dem Weg nach Åmot zu Stilleben stand dann aber plötzlich am Strassenrad eine Elchkuh. Ich war etwa mit 60 Stundenkilometer unterwegs und konnte deshalb nur einen kurzen Blick auf das hübsche Mädel erhaschen. Immerhin, ich habe einen Elch live gesehen. Wenn du Elche in freier Natur sehen willst, dann empfehle ich dir zum Beispiel nach Åmotsbruk zu fahren und im Ressort Stilleben einen Stopp einzulegen. Die Inhaber bieten unter anderem auch Elchbeobachtungen an.

Zur Sicherheit habe ich einige Tips eingeholt und mir eine Taktik für die nächste Schwedenreise zurecht gelegt.

  • Elche beobachtet man am besten in den langen Abendstunden eines Sommertages.
  • Elche sind Einzelgänger. Die Ausnahme sind Elchkühe, die ab und zu ein bis zwei Kälber oder auch mal einen einjährigen Elch dabei haben. Man muss also gut hinschauen und auch etwas Geduld haben.
  • Idealerweise fährt man mit dem Auto auf entlegenen Waldwegen und hält bei langsamer Fahrt Ausschau nach den Elchen. Langsam heisst Schritttempo.
  • Die besten Beobachtungsorte sind offene Flächen, Weiden, Rodungen. Hier hat man auch den besten Überblick.
  • Frag Einheimische, wo die beste Orte sind, um einen Elch zu sehen. Elche sind recht standorttreu.
  • Ein Fernglas ist ein guter Helfer. Trotz der Grösse werden Elche auf Distanz klein…;-))
  • Elche haben einen hervorragenden Geruchssinn. Bleib am besten im Auto, dann können sie dich nicht riechen und rennen nicht davon.

Mehr, mehr, mehr Elche

Nachdem ich meinen ersten Elch 2017 am „Strassenrand“ gesehen habe, wollte ich natürlich mehr. In Kiruna habe ich eine Elchsafari auf dem Rücken eines Islandpferdes gemacht und im dichten Wald mehrere Elche gesehen. Hier der Beweis:

Elch

Wenn der Bann einmal gebrochen ist, dann läuft es, wie geschmiert. Unterdessen haben ich bei verschiedenen Gelegenheiten Elche in freier Natur gesehen. Dies sowohl im Sommer, als auch im Winter. Bei meinem zweiten Besuch in Kiruna konnte ich mich einem Elch sogar bis auf 10 Meter nähern.

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Kiruna (Foto: Andrea Ullius)
Elch in Värmland
Värmland (Foto: Andrea Ullius)
Elch in Norrbotten
Norrbotten (Foto: Andrea Ullius)

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Autor des Artikels

Andrea Ullius
DROGIST - AUTOR - BLOGGER UND SCOUT Vom Norden begeistern, am Rest der Welt interessiert. Schreibt vorwiegend in und über Schweden, Skandinavien und die Schweiz. Ich schreibe auf www.schwedenhappen.ch und www.ullala.ch Freischaffender Autor für NORDIS MAGAZIN, NORDCAMPER und NORDLAND MAGAZIN und weitere. MEMBER of DEUTSCHER VERBAND DER PRESSEJOURNALISTEN. MEMBER OF SWISS TRAVELCOMMUNICATORS. AMBASSADOR of SKANDINAVIEN.LIVE.